Artikel im österreichischen "Der Standard"

Das Zeug zum Bestseller? Wie Algorithmen Romane bewerten

Ein deutsches Start-up hat eine Software entwickelt, die den Erfolg von Romanen vorhersagen soll. Dadurch sollen auch weniger bekannte Autoren eine Chance bekommen

 

von Jakob Pallinger

 

Lisa ist eine Hochgeschwindigkeitsleserin: Ob Isabel Allendes Erfolgsroman "Ein unvergänglicher Sommer", Umberto Ecos "Der Name der Rose", oder J. K. Rowlings "Harry Potter"-Teile – in weniger als 60 Sekunden hat sie jeden dieser Romanklassiker verschlungen. Wirklich verstehen kann Lisa die Bücher und Wörtern darin nicht. Dafür aber soll sie vorhersagen, ob die Romane das Zeug zum Bestseller haben – und Verlagen und Autoren damit zum finanziellen Erfolg verhelfen.

 

Dass Lisa kein Mensch ist, müsste bis jetzt klar sein. Hinter dem Namen verbirgt sich die Bezeichnung Literatur-Screening und Analytik. Und das ist es auch, was die Software macht: Sie zerlegt Romane in einzelne Bestandteile, vergleicht sie mit anderen Werken und spuckt am Ende dutzende Grafiken und Zahlen aus, die die Werke in all ihren Facetten vermessen sollen.

 

Ableitungen treffen

Hinter dem Projekt stehen die deutsche Kulturwissenschafterin Gesa Schöning und der promovierte Mathematiker Ralf Winkler. Schöning stammt aus einer Buchhändlerfamilie aus Lübeck, im Studium beschäftigte sie sich mit der Bestsellerforschung, bei der bestimmte Muster in erfolgreichen Büchern analysiert werden. 2017 gründete sie in Deutschland mit Ralf Winkler das Unternehmen Qualifiction, zu dem Lisa gehört. (hier weiterlesen)